Schwerlast-FAQ
Diese FAQ wurde inhaltlich in wesentlichen Teilen unter Mithilfe mehrerer Mitglieder des Hansebube-Forum erstellt, bei denen ich mich hiermit herzlich dafür bedanken möchte.
Inhalt
- 1. Krane
- 1.1 Kann man einen LTM 1800 als LG 1550 betreiben?
- 1.2 Was bedeuten die Ziffern und Buchstaben in Krannamen?
- 1.3 Was hat es mit dem „K 10001“ auf sich?
- 1.4 Was hat es mit dem „Quicklifter“ auf sich?
- 1.5 Was hat Gottwald außer dem AMK 1000 sonst noch so gebaut?
- 1.6 Was hatte es mit Rigas „LGD 1800 ‚Spacelifter‘“ auf sich?
- 1.7 Was ist das für ein Kran?
- 1.8 Was ist so besonders am AMK 1000-103?
- 1.9 Was versteht man unter „Einscherung“?
- 1.10 Welches ist der größte Kran?
- 1.10.1 OK. Und welches ist der größte Kran an Land?
- 1.10.2 Was wäre denn der größte Kran, der unter Last verfahren werden kann?
- 1.10.3 Schön. Aber was ist der größte Kran, der auch von alleine über Straßen fahren kann?
- 1.10.4 Und wie sieht’s bei den Telekranen aus?
- 1.10.5 Gibt es sonst noch bemerkenswerte Krane?
- 1.11 Wie realistisch sind Hublastangaben?
- 1.12 Wieso haben Krane in den USA oder Japan scheinbar eine höhere Traglast?
- 1.13 Wieso haben Krane in Japan andere Typenbezeichnungen?
- 2. Zugmaschinen
- 3. Sonstiges
1. Krane
F: 1.1 Kann man einen LTM 1800 als LG 1550 betreiben?
A: Ja. Da die jeweiligen Grundgeräte (fast) identisch sind, kann man einen Liebherr LTM1800 auch als LG 1550 betreiben, sofern die Gittermast-Teile vorhanden sind. (Für den umgekehrten Weg ist allerdings ein Umbau an der Oberwagenhydraulik erforderlich.)
Beispielsweise besitzt die Firma Thömen zwei Grundgeräte mit zwei kompletten Sätzen Gittermasten sowie einen Teleskopausleger, der wahlweise verwendet werden kann.
F: 1.2 Was bedeuten die Ziffern und Buchstaben in Krannamen?
A: Es gibt zwar gewisse Gemeinsamkeiten zwischen verschiedenen Herstellern, allerdings hat letztendlich doch jeder Hersteller sein eigenes System. Natürlich ist hier kein Platz für die Aufschlüsselung aller Codes, aber fangen wir einmal mit den wichtigsten an.
F: 1.2.1 Was bedeuten die Demag-Bezeichnungen?
A: So lassen sich die Demag-Codes erklären:
Kran-Typ
Die ersten zwei Buchstaben stehen für den Typ des Krans:
- AC
- All Terrain Crane. Diese Bezeichnung verwendet Terex-Demag für ihre Teleskop-Mobilkrane. (Auch wenn spätestens bei schweren Kranen die Bezichnung „All Terrain“ nicht mehr so ganz zutreffend ist.)
- CC
- Crawler Crane – Raupenkran. (Bei Terex-Demag sämtlich als Gittermastkran.)
- PC
- Pedestal Crane – Sockelkran
- TC
- Truck Crane. Die etwas unspezifische Bezeichnung „LKW-Kran“ verwendet Demag für Gittermast-Mobilkrane.
Kran-Klasse
Die meist vierstellige Zahl nach dem Krantyp stand für das maximale Lastmoment des Kranes in Meter-Tonnen und wurde manchmal etwas gerundet angegeben.
Seit 1998 allerdings gibt Demag die Kranklasse bei den Teleskop-Mobilkranen wie die meisten anderen Hersteller in Form der maximalen Hublast in Tonnen an.
Für den Bereich der Raupenkrane gilt allerdings, daß die Zahlenangaben zwar immer noch vierstellig sind, sich jedoch mittlerweile nicht mehr mit Leistungsdaten des Kranes in Verbindung bringen lassen. Da es leider nicht möglich ist, pauschale Regeln aufstellen, wann die Zahl eine tatsächliche Aussagekraft hat und wann nicht, hilft hier leider im konkreten Einzelfall nur ein Blick in die Hublasttabellen des jeweiligen Kranes.
Ein eventuelle weitere Ziffer, abgetrennt für einen Bindestrich steht für die Generation des Kranes, wobei die ursprüngliche Version als 0. Generation gezählt und nicht angegeben wird.
Beispiel
Gemäß den obigen Erklärungen bedeutet also zum Beispiel:
- AC 500-2
- Ein Teleskop-Mobilkran (wegen „AC“) mit 500 t maximaler Hublast (wegen der dreistelligen Zahl „500“) in der zweiten Überarbeitung (wegen der „-2“).
Mast-Varianten
Um die zahlreichen Rüstvarianten der Gittermasten zu unterscheiden, werden folgende Buchstabencodes verwendet:
- S
- Schwer (Nur, wenn von H, W oder F gefolgt; bezieht sich auf die Größe der verwendeten Gittermastteile.)
- L
- Leicht. (Nur, wenn von H, W oder F gefolgt; bezieht sich auf die Größe der verwendeten Gittermastteile.)
- SL
- Superlift – Hiermit ist bei Terex-Demag stehts ein Derrickmast mit Schwebeballast gemeint.
- SSL
- Seitlicher Superlift – nur bei Teleskopkranen.
- H
- Hauptausleger
- W
- Wippspitze
- F
- Feste Gittermastspitze
F: 1.2.2 Was bedeuten die Gottwald-Bezeichnungen?
A: So lassen sich die Gottwald-Codes erklären:
Kran-Typ
Die ersten Buchstaben beschreiben den Typ des Krans:
- AK
- Autokran (Damit wurden bei Gottwald Gittermast-Autokrane bezeichnet.)
- AMK
- Automobilkran (Damit wurden bei Gottwald Teleskop-Mobilkrane bezeichnet.)
- MK
- Mobilkran (Damit wurden bei Gottwald Gittermastkrane bezeichnet, die keinen eigenen Antrieb hatten wie z.B. Sockelkrane oder geschleppte Krane.)
- RG
- Raupen-Gittermastkran
- HMK
- Hafenmobilkran
Kran-Klasse
Die Zahl nach dem Krantyp steht für die maximale Hublast des Kranes in Tonnen.
Eine nachgestellte Ziffer, die durch einen Schrägstrich abgetrennt wird, steht für eine Versionsnummer. Allerdings war man hier bei der Vergabe nicht besonders konsequent.
Unterwagen-Konfiguration
Eine zwei- oder dreistellige Zahl, die nach der Hublastangabe kommt und durch einen Bindestrich abgetrennt wird, beschreibt den Unterwagen:
Die erste Ziffer (bzw. die ersten zwei Ziffern bei dreistelligen Angaben) geben die Anzahl der Achsen an. Die letzte Ziffer gibt die Breite des Fahrgestells nach folgendem Code an:
- 1:
- 2,50 m
- 2:
- 2,75 m
- 3:
- 3,00 m
- 4:
- 3,00 m, jedoch eine besondere Version eines Krantyps. (Zum Beispiel der geteilte Oberwagen des AK 850-104.)
- 8:
- 3,00 m, jedoch mit Doppelbereifung auf allen Achsen. (Bei Gottwald vor allem in den 70er Jahren nicht unüblich.)
Zusatzbezeichnungen
Folgende zwei Ergänzungen, die an die Typbezeichnung angehängt werden, wurden ebenfalls vergeben:
- GT
- Geteilter Oberwagen
- TR
- Transporter (Sowohl für Teleskopmasten als auch für Oberwagen-Heckteile)
Beispiele
Gemäß den obigen Erklärungen bedeuten also zum Beispiel:
- AMK 1000-103
- Ein Teleskop-Mobilkran (wegen „AMK“) mit 1.000 t maximaler Hublast (wegen „1000“) mit drei Meter breitem, zehnachsigem Fahrgestell (wegen „-103“).
- AK 912-63 TR
- Ein Transporter (wegen „TR“) für das Heckteil des Oberwagens eines 912-Tonnen-Gittermastkranes (wegen „AK 912“), der sechs Achsen hat und 3 m breit ist. (wegen „-63“ – die Fahrwerksangabe bezieht sich auf den Transporter, nicht auf den Kran selbst.).
F: 1.2.3 Was bedeuten die Liebherr-Bezeichnungen?
A: So lassen sich die Liebherr-Codes erklären:
Kran-Typ
Die ersten Buchstaben beschreiben den Typ des Krans:
- L
- Liebherr
- T
- Teleskop-
- G
- Gittermast-(Kran)
- M
- Mobilkran
- R
- (Gittermast-)Raupenkran
- C
- City-Class-Kran
- MK
- Mobilbaukran
- D
- Derrick-Mast (nur in inoffiziellen Bezeichnungen verwendet – mit Ausnahme des Spacelifters)
Kran-Klasse
Die vierstellige Zahl nach dem Krantyp steht für die maximale Hublast des Kranes in Tonnen +1.000. Davon gibt es allerdings eine Ausnahme: Bei den Kranen der MK-Serie wird statt der Hublast in Tonnen das ungefähre maximale Lastmoment in Metertonnen angeben.
Darüberhinaus kann es noch eine nachgestellte Ziffer geben. Ist diese mit einem Bindestrich abgetrennt, gibt sie die Anzahl der Achsen des Kranes an. (Diese Ziffer wird nur angegeben, wenn es den Kran mit Fahrwerken mit unterschiedlichen Achszahlen gibt) Ist sie dagegen mit einem Schrägstrich abgetrennt, gibt sie die Generation des Kranes an, wobei die allererste Version als 0. Generation zählt und nicht angegeben wird.
2004 wurde diese beiden Schemata kombiniert und vereinheitlicht. Nach einem Bindestrich kommt nun eine Ziffer, die Achszahl angibt, danach ein Punkt und eine weitere Ziffer, welche die Generation angibt. Hier wird beginnend mit 1 gezählt. Bei der Umstellung auf das neue Schema bekamen alle betroffenen Krane die Versionsnummer „1“.
Beispiele
Gemäß den obigen Erklärungen bedeuten also zum Beispiel:
- LTM 1035-3
- Ein Liebherr Teleskop-Mobilkran (wegen „LTM“) mit 35 t maximaler Hublast (wegen „1035“) mit dreiachsigem Fahrgestell (wegen „-3“ – diesen Kran gab es auch mit Zweiachs-Fahrwerk).
- LTM 1500-8.1
- Ein Liebherr Teleskop-Mobilkran (wegen „LTM“) mit 500 t maximaler Hublast (wegen „1500“) mit achtachsigem Fahrgestell in der ersten Generation (wegen „.1“).
- LR 1750
- Ein Liebherr Gittermast-Raupenkran (wegen „LR“) mit 750 t maximaler Hublast (wegen „1750“).
Mast-Varianten
Um die zahlreichen Rüstvarianten der Gittermasten zu unterscheiden, werden folgende Buchstabencodes verwendet:
- S
- Schwerer Hauptmast (bezieht sich auf die Größe der verwendeten Gittermastteile).
- SL
- Haupmast mit schweren und leichten Gittermastteilen (bezieht sich auf die Größe der verwendeten Gittermastteile).
- W
- Wippspitze.
- D
- Derrickmast.
- B
- Schwebeballast
- BW
- Ballastwagen
- V
- Heavy, fixed fly jib – Feste Gittermastspitze, schwer.
- K
- Knickausleger
F: 1.3 Was hat es mit dem „K 10001“ auf sich?
A: Der Kranverleih Rosenkranz baute sich (bzw. ließ sich bauen) 1971 einen Kran nach eigenen Vorstellungen, der als erster Kran überhaupt eine nominelle Maximallast von 1.000 t haben sollte.
Für dieses ehrgeizige Projekt steuerte vermutlich Demag den Oberwagen bei, Krupp lieferte die Mastteile, Scheuerle den Nachläufer und den Dolly und Faun die Zugmaschine. Dementsprechend findet man neben dem geläufigsten Namen „Rosenkranz K10001“ auch Bezeichungen wie „Krupp K 10001“ oder „Demag-Krupp K 10001“.
Dieser Kran verwischt meiner Meinung nach die Grenze zwischen Mobil- und Sockelkran, da zwar das Grundgerät aufgesattelt transportiert wird, dazu aber u.a.das Heckteil des Oberwagens demontiert werden muß.
Die Typenbezeichnung schlüsselt sich im Übrigen wie folgt auf: „K“ steht für „Kran“, „1000“ für die 1.000 t Traglast und die letzte „1“ für das erste Gerät mit dieser Tragkraft bei Rosenkranz.
Der Kran war auch beim Bau des Münchner Olympia-Stadions beteiligt und stellte Pylone der Hamburger Köhlbrandbrücke auf. Er wurde später in die Bohne/Rosenkranz-Gruppe übernommen, ging dann zu Kronschnabel und zu Schmidbauer, wo er nur beim Bau eines Kraftwerkes in Heilbronn eingesetzt wurde. Nach Abschluß der Arbeiten stand bzw. lag er abgestellt auf einem Gelände neben dem Kraftwerk, bis ihn AKS wieder fahrbereit machte, damit er an Baldwins verkauft werden konnte. Dort wurde er umfassend modernisiert und besitzt seitdem neue Seile und Winden, eine neue Steuerung sowie die Oberwagenkabine eines Liebherr LTM 1800. Seit dem Konkurs von Baldwins stand der Kran bei Sindorf, NL zum Verleih und zum Verkauft und wurde 2007 an Walter Tosto in Italien veräußert, wo er zur Verladung von Anlagenteilen auf Schiffe eingesetzt wird.
Im Hansebube-Forum findet sich eine tiefergehende Beschreibung technischer Details sowie einige Fotos.
F: 1.4 Was hat es mit dem „Quicklifter“ auf sich?
A: Dieser Kran wurde noch von Gottwald unter der Bezeichnung AK 630-83 geplant, das einzige existierende Exemplar wurde allerdings erst 1988/89 gebaut, also nach der Übernahme des Gottwald-Gittermastkranbaus durch Demag. Dementsprechend trägt der Kran die offizielle Typenbezeichnung „Demag TC 3600“.
Der Kran, der durch sein futuristisches Design auffällt, hat keinen Oberwagen im klassischen Sinn. Statt dessen ist er stets mit einem freischwebenden Ballastpaket ausgestattet, die Winden sind im Derrickmast untergebracht.
Der Kran wurde an Franz Bracht geliefert. Nachdem er 1993 auf einer Baustelle in Kiel umstürzte (was ihm den spöttischen Spitznamen „Kipplifter“ einbrachte), stand er mehrere Jahre lang bei Köhler Kranservice, wo er nach und nach wieder repariert wurde. Noch bevor alle Arbeiten abgeschlossen waren, wurde der Kran an Tilli Walter in Italien verkauft, wo er vollends betriebsfertig gemacht wurde und nun im aktiven Einsatz ist.
F: 1.5 Was hat Gottwald außer dem AMK 1000 sonst noch so gebaut?
A: Gottwald war bis zur Übernahme der Gittermast-Sparte durch Demag ein Pionier auf dem Gebiet der Großkrane, wobei Anfang der Achtziger Jahre eine ganze Reihe beeindruckender Geräte entstanden sind, die durchweg bis heute ihren Dienst tun.
F: 1.5.1 Wieviele AK 850 wurden gebaut?
A: Es wurden lediglich zwei Stück gebaut.
Einer war der 1982 an Schmidbauer gelieferte AK 850-103, der dort 25 Jahre in Gebrauch war.
Da dieser Kran für den Transport über öffentliche Straßen im normalen Zustand die zulässige Achslast überschritten hätte, mußten zu jedem Transport die Hubwinden ausgebaut werden. Als dies Schmidbauer zu zeit- und kostenintensiv wurde, wurde im Rahmen einer Generalüberholung 1998 bei AKS der Oberwagen nach der Haupt-Hubwinde getrennt. Dadurch kann nun der Kran ohne den zeitraubenden Ausbau der Winden transportiert werden. Der restliche Teil des Oberwagens wird zusammen mit dem A-Bock separat transportiert und kann realtiv problemlos und schnell hydraulisch an den Kran angebolz werden.
Der Kran war übrigens ab Werk lediglich mit einer Wippspitze ausgerüstet. Die Teile für die Maxilift-Einrichtung übernahm Schmidbauer vom damals betriebenen AK 680. Im Jahr 2007 wurde Kran an die Firma Wheelers in Australien verkauft.
Der zweite gebaute AK850 hatte ab Werk diese Teilung des Oberwagens und hieß entgegen der späteren „GT“-Nomenklatur „AK 850-104“. Durch den für Verbindung nötigen Platz war hier der Oberwagen genau so lang wie beim späteren AK 912, weswegen dieser Kran auch später (mit Maxilift) auf 1.200 t aufgelastet wurde. Er wurde 1984 an Toense geliefert, von dort an Bracht verkauft. Danach bekam er bei Interlift UK die besagte Aufrüstung zum AK 912 GT, bevor an Al Jaber weiterverkauft wurde und von dort an Baldwins ging. Nach dem Konkurs von Baldwins ging der Kran an ALE.
Für den Transport des abnehmbaren Oberwagen-Teils wurde von Gottwald ein sechsachsiges Transportfahrzeug mit Namen AK 850-63 TR gebaut, das bemerkenswerterweise mit einem modifizierten MAN-Fahrerhaus ausgestattet ist. (Aber ansonsten dem AK 912-63 TR recht ähnlich ist.
Als weitere Besonderheit besaß dieser Kran eine feste Schwerlastspitze von 8–10 m Länge, die allerdings bei Al Jaber verblieb.
F: 1.5.2 Kann der AK 850 mit Maxilift und Wippe gleichzeitig arbeiten?
A: Nein. Schmidbauer besitzt zwar sämtliche Teile, die für den Betrieb Maxilift und Wippspitze benötigt werden, jedoch läßt es der Kran konstruktionsbedingt nicht zu, daß man ihn mit beiden Zusätzen gleichzeitig aufrüstet.
Der Grund ist folgender: Die Abspannung sowohl für die Wippe als auch für den Derrickmast ist am A-Bock vorgesehen. Da dieser aber aber nur ein Paar Anschlagpunkte besitzt, können Wippspitze und Maxilift nicht gleichzeitig aufgerüstet werden.
Dieses Problem betrifft im übrigen nicht nur die beiden AK 850, sondern auch alle AK 680 und AK 912.
Von daher sind bzw. waren auch die entsprechenden Kibri-Bausätze B-10492, B-10492, B-10788 und B-11104 leider nicht vorbildgerecht.
F: 1.5.3 Wieviele AK 912 wurden gebaut?
A: Vom AK 912 wurden ingesamt drei Stück produziert.
Der AK912 sieht äußerlich dem AK 850 recht ähnlich, hat jedoch einen um 55 cm längeren Oberwagen und A-Bock, woraus sich durch den längeren Hebelarm für die Gegengewichte die gesteigerte Traglast ergibt.
Das erste Exemplar ging als AK 912-103 1985 an Al Jaber in die Vereinigten Arabischen Emirate, wo er bis heute in Dienst steht. Er besitzt (Im Gegensatz zu den anderen „103-Unterwagen“, bei denen sämtlich jeweils sechs Achsen vor und vier Achsen hinter dem Drehkranz angeordnet sind) einen Unterwagen in der Achskonfiguration „7+3“.
Bei den beiden späteren Kranen handelte es sich dann um „AK 912-103 GT“, also eine Version mit einem teilbaren Oberwagen. Der erste davon wurde 1986 an das Gemeinschaftsunternehmen Mammoet-Al-Jaber geliefert, ging dann für kurze Zeit an Franz Bracht, von wo aus er an Interlift (UK) verkauft wurde. Von England aus fand er schließlich seinen Weg zurück zu Al Jaber.
Zu diesem Kran lieferte Gottwald außerdem einen speziellen Transporter für das Heckteil des Oberwagens, den AK 912-63 TR. Es handelt sich hierbei um ein sechsachsiges Fahrzeug mit typischem Gottwald-Fahrerhaus, bei dem das Oberwagenteil auf einem Schlitten ruht, der in mehrere Richtungen verstellbar ist, um so ein einfaches Anbolzen an den Kran zu ermöglichen.
Der dritte 912er schließlich wurde 1987/88 an Walter Wright in Australien geliefert. Dabei wurde kein Transporter für den Oberwagen mitgeliefert und auch keine geraden Mastteile, sondern lediglich Kopf- und Fußstücke. Alle gerade Mastteile wurden beim australischen Gottwald-Importeur und Kranbauer Favelle-Favco gefertigt. Als weitere Besonderheit handelt es sich bei diesem Kran um einen Rechtslenker.
Später wurde der Kran dann an GH Heavy Lift verkauft.
Zur Zeit ist der Kran in Südamerika für die Firma „Equipos del Centro“ im Einsatz.
Alle drei Kran wurden mit vollem Auslegersystem, also 113-m-Hauptmast (107 m bei Maxilift), Maxilift und 95-m-Wippe ausgeliefert, wenn auch Maxilift und Wippe (wie anderweitig beschrieben) nicht gleichzeitig verwendet werden kann.
F: 1.5.4 Hat Gottwald auch Raupenkrane gebaut?
A: Ja. Gottwald hat unter dem Namen „RG 912“ zweimal eine Raupen-Version des AK 912 gebaut.
Einer wurde für Saldotechnica (Italien) gebaut, der später an Alatas verkauft wurde.
Der zweite RG912 ging ebenfalls an „Grandi Sollevamenti“ und wurde an Mammoet weiterverkauft.
Dieser Kran wurde zwar mit Maxilift, aber ohne Laufwerke an „Grandi Sollevamenti“ geliefert, die diese dann von einer Fremdfirma bauen lies.
Dies trifft auch für den AK 1200 zu. Er wurde ebenfalls ohne Raupen an „Grandi Sollevamenti“ geliefert, und erst dort mit Laufwerken versehen. Wie der RG 912 fand er seinen Weg später zu Mammoet und ist nun im Besitz von Sindorf, NL
F: 1.5.5 Und was war sonst noch?
A: Erwähnenswert sind meiner Meinung nach an dieser Stelle noch einige weitere Krane von Gottwald:
Gittermast-Krane
AK/MK 1000/1200/1500
Zunächst gibt es hier als Einzelstück den MK 1000-113, der 1980 an Sparrows geliefert wurde. Nachdem „Grayston, White & Sparrow“ (GWS) Sparrows aufkauften, wurde der Kran zum Verkauf angeboten. Nachdem ein Vertrag mit einer amerikanischen Firma platzte, kaufte Scott Greenham den Kran, welche sich umgehend mit der Aufrüstung zum MK 1200 beschäftigten, die nötigen Arbeiten aber nie durchführen ließen. Nachdem GWS 1987 Scott Greenham kaufte, war der Kran nun wieder im Besitz von GWS. Dort plante man die Aufwertung zum MK 1500 (1.250 t Hublast), ließ diese jedoch erst einige Jahre später durchführen. Mittlerweile befindet er sich bei ALE im Einsatz.
Es handelt sich dabei um einen Sockelkran mit ca. 3,30 m breitem Oberwagen, der aufgesattelt auf einer sechsachsigen Gottwald Zugmaschine gezogen wird und am hinteren Teil auf fünf Goldhofer-Schwerlastachsen aufliegt. Zusätzlich muß zum Transport das Heckteil des Oberwagens demontiert werden. Der Kran ist außerdem mit einem Maxilift ausgerüstet.
Als weitere Besonderheit besitzt dieser Kran nicht wie üblich einen hydraulischen, sondern einen diesel-elektrischen Antrieb der Hubwinden.
Außerdem baute Gottwald zwei Oberwagen eines AK 1200 unter dem Namen „AK 1000 S“, die mit stark modifizierten Auslegersystem und Gegengewichten als stationärere Hafenkrane in Frankreich arbeiten - einer davon in Evry (in der Nähe von Paris) arbeitet.
AK 680
Die nächstkleineren Krane aus dem Hause Gottwald waren die Typen AK680 und AK450.
Der AK 680 sieht dem AK 850 ähnlich und wurde ebenfalls je einmal „konventionell“ und einmal als Sattelkran gebaut. Der „normale“ AK 680-103 (auch „AK 680-1“ genannt) wurde 1980 komplett mit Maxilift für Scott Cranes gebaut. Als „Grayston, White & Sparrow“ (GWS) später Scott Greenham aufkaufte, wurde der AK 680 Teil der GWS-Flotte. Rentokil Initial übernahm später GWS und verkaufte die Großkrane an Sarens und kleinere Geräte an Ainscough. Bei Sarens wurde der Kran 2001 grundlegend überarbeitet und bekam im Zuge dessen auch eine Fahrerkabine im aktuellen Demag-Design. Seitdem trägt er die firmeninterne Bezeichnung „AK 680-3“
Der Sattelkran AK 680/2 hingegen wurde bereits 1979 mit Maxilift an Stanley Davies geliefert. Da Stanley Davies sehr eng mit Hewden Stuart kooperierte, war der Kran in Hewden-Stuart-Farben lackiert. Nachdem der Kran bei einem Hub mit Maxilift-Ausrüstung umstürzte, wurde er von der zuständigen Versicherungsgesellschaft an Schmidbauer verkauft. Dort behielt man das Maxilift-Zubehör zum Einsatz am AK 850-103. Schmidbauer verkaufte den Kran an Tecmaco, eine Tochterfirma von Sarens, von wo aus er später direkt zu Sarens kam. Wie beim MK 1000 wird zum Transport auch hier ein sechsachsiger Gottwald-Sattelschlepper verwendet, jedoch hat der Nachläufer hier lediglich vier statt fünf Achsen. Nach einer gründlichen Überholung wird der Kran nun sarens-intern als „AK 680-4“ berzeichnet.
Beide AK 680 bekamen im Laufe der Zeit verstärkte 18-m-Maststücke, behielten aber vermutlich die älteren Teile zusätzlich bei. Außerdem gibt es Berichte darüber, daß Hewden Stuart den Kran bei einem Einsatz mit einer 107-m-Wippspitze betrieb, was 12 m länger als die offizielle Spezifikation mit 95 m ist.
MK 660
Beim MK660 handelt es sich um ein relativ altes Design mit 650 t Hublast aus den Siebziger Jahren. 1976/77 wurde ein solcher Kran an Van Driessche in Belgien geliefert. Nach einem Aufenthalt bei Fostrans in Frankreich ging der Kran zu Peyrani in Italien. Diese Firma setzt ihn zur Zeit in Lybien ein.
MK 650
Entgegen der Typenbezeichnung konnten die MK650 „nur“ 500 t heben. Von diesem Kran wurden ingesamt drei Exemplare gebaut: Einer davon wurde an Stoof in Breda, NL geliefert. Von dort wurde er zunächst an Cochez in Frankreich und von dort später nach China weiterverkauft.
Der zweite Kran wurde als MK 650-68 1972 an Schmidbauer in München geliefert, wo er auf Grund des Lieferdatums unter dem Namen „Olympiakran“ bekannt war. Der Kran wurde hier stets mit einem vierachsigen Faun-Zugmaschine und einem einem dreiachsigen Nachläufer transportiert, jedoch wahlweise auf die Zugmaschine aufgesattelt oder mit mit Hilfe eine zweiten Dreiachse-Moduls gezogen. Später wurde der Kran an Van Seumeren verkauft und ging von dort ca. 1990/91 nach Marokko.
Der dritte Kran schließlich wurde an Sarens geliefert, wo er mit Hilfe eines vierachsigen Goldhofer Nachläufers und einer sechsachsigen MOL-Sattelzugmaschine bewegt wurde. Von da ging er zu Sarens/UK, die damals unter dem Namen „Curtis“ firmierten. Mittlerweile arbeitet der Kran bei Peyrani in Italien.
MK 600
Der MK600 war ursprünglich lediglich als 400-Tonnen-Kran konzipiert, jedoch wird von Hüben bis 550 t berichtet. Van Driessche in Belgien besaß einen solchen Kran, der an Naber in Jordanien verkauft wurde. Stand Oktober 2010 ist der Kran immer noch aktiv.
Ein weiterer MK 600 wurde an Toense geliefert. Er wurde an Lavis Stahlbau weiterverkauft und ging später zu Steinmüller, einem Anlagenbauer in Südafrika.
Außerdem wurde je ein MK 600-88 für Sparrows (UK) und Buzzichelli (Italien, 1972) gebaut.
Ein weiterer 600er wurde an Ponticelli in Frankreich geliefert. Vermutlich nach einer Neuberechnung des Krans durch Gottwald bekam der Kran die interne Bezeichnung „MK 655 S“, wobei man gelegentlich auch „MK 650 S“ hört.
MK 500
Der MK500 war als 350-Tonnen-Kran ausgelegt. Ein Exemplar wurde Ende der 60er Jahre als MK 500-88 an Van Twist in Dordrecht, NL geliefert.
Ein zweiter Kran wurde an IMO Merseburg in der ehemaligen DDR geliefert. 1991 wurde der Kran nach Israel an die Firma Avi Cranes verkauft und ist nun bei Isa Khoury im Einsatz.
AK 450
Auch vom AK 450-83 existieren lediglich zwei Exemplare. Einer wurde 1983 an Franz Bracht geliefert, wo er bis heute in Dienst steht.
Das zweite Exemplar hingegen ging 1987 in die damalige DDR zum „Kombinat Kernkraftanlagenbau Dresden“ (KKAB). Danach war der Kran bei Breuer in Betrieb und ging nach Auflösung dieser Firma zu Mobihub. Im Jahr 2002(?) stürzte er leider während eines Hubes in Berlin um, wobei er schwer beschädigt wurde. Danach wurde er jedoch von Köhler Kranservice wieder instand gesetzt und ist nun ebenfalls bei Bracht im Einsatz.
Markus Wienand hat auf seiner Homepage einige Fotos und technische Details zu den AK 450 zusammengetragen.
AK 300/400
Der einzige AK400 wurde von Gottwald als AK 300-98 an Toggenburger in der Schweiz geliefert. Als Besonderheit war es bei diesem Kran möglich, ihn eingehängt zwischen vier dreiachsige Drehgestelle auch direkt auf Schienen zu befördern.
Später wurde der Kran an Toense verkauft und wechselte anschließend zu Franz Bracht, wo er zum AK 400-98 aufgerüstet wurde. Später wurde er an Johnson in Süd-Afrika verkauft und ging von dort aus nach Hong Kong. Sein aktueller Verbleib ist unbekannt.
AK 350, AK 350/270, MDC 3500, MK 350
Gottwald baute ingesamt drei 350-t-Krane, die sich jedoch alle voneinander unterscheiden. Der erste davon ist ein AK 350-83, der an Sankyu (Japan) geliefert wurde. Er befindet sich immer noch dort, aber hat angeblich inzwischen den Besitzer gewechselt.
Der zweite Kran ging gegen 1985 in die damalige DDR zum VEB IMO Merseburg. Dort hatte man zuvor einen AK270 betrieben, der jedoch bei einem Verkehrsunfall stark beschädigt wurde. Aufgrund von Devisenknappheit entschied man sich, lediglich das Grundgerät des AK350 zu kaufen und die Mastteile des AK 270 weiterzuverwenden. Entsprechend lieferte Gottwald neben dem Grundgerät lediglich Adapterstücke für den Mast und die Gegengewichtsplatten. (Weswegen dieser Kran oft als „AK 350/270“ bezeichnet wird.)
Später kam der Kran zu van Seumeren, wo man ihn bei Huisman zum „MDC 3500“ umbauen lies. Dies schloß einen Maxilift-Mast mit ein, der nicht in der üblichen Gitterbauweise entstand, sondern aus Blech besteht und an einen großen A-Bock erinnert. Außerdem entstand ein neuer Hauptmast mit größerem Querschnitt und einer hammerförmige Schwerlast-Spitze, während der alte AK-270-Hauptmast zur Wippspitze umgebaut wurde.
Nach einer Zeit unklaren Verbleibs arbeitete der Kran schließlich für Sarens in Mexiko, wo er bei einem Verkehrsunfall schwer beschädigt wurde. Sarens arbeitet jedoch daran, ihn wieder aufzubauen.
Als dritten Kran gab es noch einen MK 350-84, nach Südafrika geliefert wurde und dort angeblich als Hafenkran arbeitet. Es handelt sich hierbei um einen Kran ohne eigenen Fahrantrieb und mit durchgängiger Doppelbereifung (weswegen man eigentlich die Bezeichnung „MK 350-88“ erwarten sollte), dessen Oberwagen sich außerdem stark von den anderen beiden 350-t-Kranen unterscheidet.
Generell läßt sich sagen, daß die AK 350 den AK 450 sehr ähnlich sehen und sogar das gleiche Systemmaß der Mastteile besitzen. Es gab außerdem Überlegungen beit Gottwald, den AK 350 mit Maxilift zu versehen, wobei dann eine zusätzliche Seilwinde am 26 m langen Maxilift-Mast hätte angebracht werden müssen. Allerdings wurde dieses Projekt nie realisiert.
Teleskopkrane
AMK 600-93
Neben dem AMK 1000-103, dem hier ein extra „Kapitel“ gewidmet ist, hat Gottwald noch einige weitere großen Teleskopkrane gebaut: Unter anderem einen AMK 600-93, der als Einzelstück 1986 an Bracht geliefert wurde. Später war der Kran erst beim Krandienst Dresden (KTD), wo man ihn teilweise mit der Wippspitze eines Liebherr LTM 1800 betrieb und dann bei Sider Piombino im Einsatz, wo er inzwischen wieder zum Verkauf steht. Die Wippspitze behielt man bei KTD, betrieb sie auf einem Liebherr LTM 1800 weiter und gab sie schließlich zusammen mit dem Kran bei Demag in Zahlung. Ihr gegenwärtiger Verbleib ist unbekannt.
Der AMK600 sieht den kleineren AMK 400/500 recht ähnlich. (Siehe auch der entsprechende Eintrag im Bestimmungshandbuch.)
AMK 400/500
Vom AMK 400-93 hingegen wurden vier Exemplare gebaut. Der erste ging 1982 zunächst an Riga, und wurde später erst an Colonia und dann an Tecmaco verkauft. Bereits kurz nach der Auslieferung wurde der Kran zum AMK 500-93 aufgewertet. Ebenfalls nachträglich wurde eine Maxilift-Einrichtung geliefert, welche für verbesserte Traglastwerte bei mittleren und großen Reichweiten sorgte. (Siehe auch der entsprechende Eintrag im Bestimmungshandbuch.)
Der zweite Kran wurde ebenfalls 1982 zunächst an Hewden ausgeliefert und wurde später an Longhook in Taiwan verkauft. (Wo er eigenartigerweise in Colonia-Farben lackiert wurde.) Für diesen Kran lieferte Gottwald auch einen Masttransporter AMK 400-73 TR. Des weiteren ist dieser Kran mit einer Mastabspannung ausgerüstet. (Siehe auch der entsprechende Eintrag im Bestimmungshandbuch.)
Der dritte Kran schließlich ging von Toense (dort 1983 gekauft) über Interlift und Al Jaber an Al Mojil. (Siehe auch der entsprechende Eintrag im Bestimmungshandbuch.)
Der vierte und letzte AMK 400-93 wurde 1984 zunächst an Al Jaber geliefert und war bereits ab Werk mit Maxilift und wegen des Wüstenklimas mit Zusatzkühlern am Unterwagen ausgerüstet. Nachdem der Kran zwischenzeitlich zuerst für ungefähr drei Monate bei Bracht (Mit Bracht-Beschriftung, aber arabischen Kennzeichen!) und dann bei Interlift im Einsatz war, ist er heute wieder bei Al Jaber zu Hause. (Siehe auch der entsprechende Eintrag im Bestimmungshandbuch.)
Die AMK400/500 sind leicht an den Stützen, die sich vorne und hinten am Unterwagen befinden und eingeklappt(!) werden, zu erkennen. Außerdem muß hier zum Transport ebenfalls der Teleskopmast demontiert und auf einem separaten Fahrzeug transportiert werden.
Darüber hinaus hat Gottwald natürlich noch zahlreiche weitere Gittermast- und Teleskopkrane entworfen und gebaut, deren Aufzählung hier allerdings den Rahmen vollends sprengen würden.
F: 1.6 Was hatte es mit Rigas „LGD 1800 ‚Spacelifter‘“ auf sich?
A: Bei diesem Kran handelte es sich eigentlich um einen Liebherr LG 1550.
Riga hatte sich beim Kauf des Kranes aus Marketinggründen entschieden, ihn unter der Bezeichnung „LGD1800“ zu führen, um den vermeintlichen Rückschritt von „1.000-t-Kran“ AMK 1000-103, den der Spacelifter ablösen sollte, nicht so groß wirken zu lassen. (Effektiv war es natürlich ein Schritt nach vorne.)
Dabei sollte das „LGD“ im Namen auf die Möglichkeit zum Einsatz mit Derrickmast (und Schwebeballast) hinweisen.
Die „1800“ ergab sich dadurch, daß der LG 1550 ein maximales Lastmoment von 5.256 mt aufweist, das sonst nur Teleskopkrane der 800- bis 1.000-t-Klasse bieten können.
Inzwischen wurde der Spacelifter wieder verkauft.
F: 1.7 Was ist das für ein Kran?
A: Unbekannte Teleskopkrane lassen sich ganz einfach mit dem Bestimmungs-Handbuch bestimmen. (Derzeit sind leider nur Demag-, Gottwald- und Liebherr-Krane verfügbar.)
Außerdem führt Kristoffer Falk eine Liste aller seit 2003 hergestellten Krane zusammen mit ihren jeweiligen Besitzern.
F: 1.8 Was ist so besonders am AMK 1000-103?
A: Der AMK 1000-103 wurde von 1983 bis ’85 von Gottwald für Riga Mainz gebaut. Es handelte sich dabei um den ersten Mobil-Teleskopkran, der eine nominelle Tragkraft von 1.000 t hatte. (Es wurde nur dieses eine Exemplar gebaut.)
Ursprünglich war der Kran sogar nur für eine nominelle Maximallast von 800 t ausgelegt, jedoch stellte sich bei den Lastproben auf dem Testfeld heraus, daß der Kran weit leistungsfähiger war als geplant, weswegen man sich entschloß, den Kran bis 1.000 t freizugeben.
Da der Teleskopmast separat transportiert werden muß, baute Gottwald einen speziellen neunachsigen Masttransporter mit der Bezeichung „AMK 1000-93 TR“. Dieser verfügt über eine spezielle Halterung für den Mast, die es erlaubt, diesen zum Anbolzen passend zu positionieren, auch wenn der Untergrund leicht uneben ist.
1994 wurde der Kran an Breuer verkauft. Nach der Auflösung dieses Unternehmens ging der Kran 2000 zu Long Hook nach Taiwan. Nachdem er dort einige Zeit zum Verkauf stand, wurde er 2004 von Chisun (Singapur) gekauft und generalüberholt, der Masttransporter jedoch leider ausgeschlachtet.
Ein Foto des Krans ist unter anderem im Bestimmungshandbuch zu finden.
F: 1.8.1 Hebt der AMK 1000 wirklich 1.000 t?
A: Nein. Um die maximale Hublast zu erreichen, bräuchte der AMK1000 einen speziellen kurzen Schwerlastmast. Dieser Mast wurde jedoch nie gebaut. Mit dem vorhandenen Teleskopmast erreicht der AMK 1000 Hublast-Werte, die dem eines 350-t-Kranes entsprechen.
Darüber hinaus gelten natürlich auch hier die Antworten auf die Frage „Wie realistisch sind Hublastangaben?“
F: 1.8.2 Was ist im Moment mit dem AMK 1000 los?
A: Wie bereits unter „Was ist so besonders am AMK 1000?“ erwähnt, wurde der Kran von Chisun gekauft und wieder einsatztauglich gemacht.
Soweit mir bekannt ist, gibt es keine ernstzunehmenden Bestrebungen, den Kran nach Europa oder gar Deutschland zurückzuholen.
F: 1.9 Was versteht man unter „Einscherung“?
A: Mit „Einscherung“ wird sowohl der Vorgang als auch die Art und Weise bezeichnet, ein Seil in Rollenblöcke einzufädeln – zum Beispiel das Hubseil eines Kranes in die Rollen von Rollenkopf und Hakenflasche.
F: 1.9.1 Was ist der Unterschied zwischen europäischer und amerikanischer Einscherung?
A: Bei der sogenannten „europäischen Einscherung“ wird das Hubseil zuerst über ein Rolle ganz rechts (oder links) außen über den Rollenkopf geführt. Danach wird das Seil immer in die jeweils nächste Rolle nach links (bzw. rechts) eingeschert.
Bei der amerikanischen Einscherung dagegen wird das Hubseil in der Mitte des Rollenpaketes zugeführt. Danach wird das Seil zunächst in eine Richtung (z.B. nach rechts) eingeschert, wobei sowohl im Rollenkopf als auch in der Hakenflasche immer eine Rolle übersprungen wird. Am Ende angelangt, wird das Seil einmal in Form einer 8 zwischen Haken und Rollenkopf eingeschert und danach in den noch freien Rollen zurück bis zur Mitte geführt. Von dort aus wird die Prodzedur spiegelverkehrt in die andere Richtung fortgesetzt, bis das Seil schließlich wieder in der Mitte angelangt ist und auch dort befestigt wird.
Der Vorteil dieser Einscherung liegt darin, daß die Rollen gleichmäßiger abgenutzt werden und das Seilpaket eine geringere Tendenz hat, sich in sich selbst zu verdrillen.
F: 1.9.2 Warum werden am A-Bock eines Krans die Seile scheinbar kreuz und quer eingeschert?
A: Würden die Seile ständig in der gleichen Richtung über die Rollen laufen, würden sich die Rollen mit der Zeit ungleichmäßig abnutzen. Daher werden einige Stränge direkt, andere Stränge in Form einer 8, also über Kreuz eingeschert. Nach einer gewissen Anzahl Betriebsstunden wird die Einscherung gewechselt, so daß jede Rolle im Lauf der Zeit immer in abwechselnder Richtung belastet wird.
F: 1.10 Welches ist der größte Kran?
A: Der derzeit größte Kran ist auf See zu finden: Das SSCV „Thialf“ (SSCV = „Semi-Submersible Crane Vessel“), welches die niederländische Firma Heerema einsetzt, um Offshore-Plattformen zu montieren. Dieser Schiffskran besitzt zwei Krane mit einer Tragkraft von je 7.100 t, die unabhängig voneinander oder zusammen arbeiten können – in diesem Fall dann mit einer Gesamt-Tragkraft von 14.200 t.
F: 1.10.1 OK. Und welches ist der größte Kran an Land?
A: Das ist der „MSG-50“, von dem Mammoet gleich zwei Stück entworfen und gebaut hat und auch betreibt. Es handelt sich dabei um einen sog. „Ring-Kran“. Das bedeutet, daß der Kran auf einer ringförmigen Rollen- oder Schienenbahn (in diesem Fall mit ungefähr 30 m Durchmesser) läuft.
Der Ring bewirkt eine größere Abstützbasis sowie günstigere Hebelverhältnisse für Haupt- und Derrickmast gegenüber der Abstützbasis. Dies sorgt im Fall des MSG50 für eine maximale Hublast von 3.070 t, hat aber den Nachteil, daß der Kran im aufgebauten Zustand nicht bewegt werden kann. (Theoretisch könnten die beiden vorhandenen MSG-50 sogar zu einem noch größeren Kran kombiniert werden.)
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang noch der PTC (= „Platform Twing-Ring, Containerised“), der ebenfalls von Mammoet gebaut und betrieben wird. Es handelt sich ebenfalls um einen Ringer-Kran, der zwar nur eine maximale Hublast von „nur“ 1.600 t aufweist, sich dafür jedoch komplett in 20- und 40-Fuß-Übersee-Containern verpacken läßt und so einfach weltweit zum Einsatzort transportiert werden kann.
F: 1.10.2 Was wäre denn der größte Kran, der unter Last verfahren werden kann?
A: Das war lange Zeit der Transi-Lift® LTL-2600 von Lampson mit einer maximalen Hublast von 2.600 sht (= 2.358 Tonnen). Lampson hat von diesem Raupen-Gittermast-Kran zwei Stück gebaut und arbeitet nach eigenen Angaben an einem dritten Exemplar, die es alle in Eigenregie betreibt.
Die beiden existierenden LTL2600 haben bereits einen Tandemhub hinter sich, bei dem ein Teil einer Ölbohrplattform mit einem Gewicht von 1.425 t bei einer Ausladung von 56 m auf eine Höhe von 66 m gehoben wurde.
Seit 2007 wurde der LTL2600 jedoch vom Demag CC 8800-1 Twin übertroffen, der eine maximale Nutzlast von 3.200 t hat.
F: 1.10.3 Schön. Aber was ist der größte Kran, der auch von alleine über Straßen fahren kann?
A: Hier ist es etwas schwierig, eine 100%-ig eindeutige Antwort zu finden. Zunächst gibt es hier die AK 912, die dank Maxilift nominell bis 1.200 t heben können.
Außerdem gibt es den MK 1000/1500-113, der zwar bei seinem Bau 1980 nur auf 1.000 t auslegt war, jedoch später auf 1.250 t aufgerüstet wurde. Außerdem fällt es bei diesem Gerät schwer, ihn eindeutig als Mobilkran einzuordnen, da er genau genommen viele Merkmale eines Sockelkranes aufweist.
Inzwischen ist zu dieser Spitzengruppe noch der Teleskopkran Liebherr LTM 11200-9.1 hinzugekommen, der ebenfalls 1.200 t tragen kann und auf der Bauma 2007 vorgestellt wurde.
F: 1.10.4 Und wie sieht’s bei den Telekranen aus?
A: Auch das ist logischerweise der LTM 11200-9.1, der die beiden bisherigen Rekordhalter AMK 1000 und LTM 1800 ablöste. Der LTM11200 kann optional sowohl mit vollem 100-m-Ausleger, als auch mit einem verkürzten Ausleger transportiert werden, überschreitet dann aber die in Europa maximal zulässigen Achslasten.
Der derzeit größte Kran, der komplett mit Mast transportiert werden darf, ist der Demag AC 700.
F: 1.10.5 Gibt es sonst noch bemerkenswerte Krane?
A: Durchaus. Zum Beispiel wäre da der größte Turmdrehkran der Welt, der Krøll K-10000. Dieser Kran an der Spitze eines 100-m-Auslegers 120 t heben kann. Darüber hinaus sind theoretisch bis zu einer Ausladung von 44 m bis zu 240 t Hublast möglich, die jedoch als Sonderlastfall individuell nachgerechnet werden müssen. Krøll bietet sogar 360 t bei 61 m als „Sonderversion“ an.
Der Kran kann eine maximale Hakenhöhe von 86 m erreichen. Als weitere Besonderheit kann bei Bedarf ein Turmdrehkran „normaler“ Größe als Hilfskran auf der Spitze des Turm des K1000 montiert werden.
Die dänische Firma Krøll hat von diesem imposanten Gerät ungefähr 8–10 Exemplare gebaut und vor allem in die USA und in die ehemalige UdSSR verkauft. Einer dieser Krane ging in den 90er Jahren von Rußland zu van Seumeren. Es dürfte das selbe Gerät sein, daß nun bei Mammoet in Dienst steht.
Auf der amerikanische Homepage http://www.towercrane.com sind weitere technische Details und Fotos zu finden.
F: 1.11 Wie realistisch sind Hublastangaben?
A: Diese Frage ist, speziell bei Mobilkranen, schwierig zu beantworten. Allen Hublastangaben ist gemein, daß es werbewirksame Maximalangaben sind. Das bedeutet, daß sie grundsätzlich nur bei minimaler Ausladung (also eingeschobenem Teleskop und steil gestelltem Ausleger) erreicht werden. Bei größeren Ausladungen fallen die Traglasten entsprechend ab. (Lediglich die Schienenkrane der Deutschen Bahn bilden hier eine Ausnahme, da hier die Traglast so angegeben wird, daß sie für den gesamten Ausladungs- und Schwenkbereich gelten.)
Als nächster Faktor kommt dazu, daß diese Angabe bei Teleskop-Mobilkranen nur bis ungefähr in die 50-t-Klasse für einen Schwenkbereich des Oberwagens von 360° gilt. Für größere Krane gilt die Angabe nur für eine Drehung des Oberwagens genau nach hinten, da hier der Unterwagen als zusätzliches Gegengewicht wirkt.
Der dritte Faktor ist, daß im Bereich von 300 bis 400 Tonnen und größer die Maximalwerte nur mit einer speziellen Schwerlastausrüstung erreicht werden kann. Das reicht von zusätzlichen Rollen, die am Rollenkopf des Auslegers angebolzt werden müssen und passenden Hakenflaschen, um das Hubseil entsprechend einscheren zu können bis zu kompletten Schwerlastmasten wie z.B. beim Liebherr LTM 1800.
Derzeit hat meines Wissens nach kein Betreiber eines Kranes, der solch eine Modifikation benötigen würde, so eine Schwerlastausrüstung angeschafft.
Schlußendlich kommt noch ein letzter, entscheidener Faktor hinzu, der nicht nur Teleskop-Mobilkrane, sondern (fast) jeden Krantyp betrifft: Wie bereits oben beschrieben, gelten die Traglasten nur für minimale Ausladungen. Das bedeutet zum Beispiel im Fall des Liebherr LTM 1300-6.1, daß 300 t bei einem Radius von 3 m (gemessen von der Drehkranzmitte aus) gehoben werden müssen. Davon müssen allerdings noch ca. 2 m Platz für den Oberwagen abgezogen werden – also bleibt nur noch etwa ein Meter übrig, auf dem die 300 t untergebracht werden müssen, was mit realen Lasten wohl kaum erreicht werden kann.
Fazit: Die Traglastangaben von Kranen sind werbewirksam hoch gehalten und daher in der Praxis mit Vorsicht zu genießen.
F: 1.12 Wieso haben Krane in den USA oder Japan scheinbar eine höhere Traglast?
A: Der Grund hierfür ist ein einfacher: In den USA und Japan wird nicht in metrischen Tonnen, sondern in sogenannten „Short Tons“ gerechnet. Eine Short Ton entspricht dabei 2.000 Pounds bzw. 907 kg. Dementsprechend ergeben sich um ca. 10% höhere Zahlenwerte, wenn die Traglastwerte in Short Tons statt in metrischen Tonnen angegeben werden. Effektiv bleibt die Traglast jedoch gleich.
F: 1.13 Wieso haben Krane in Japan andere Typenbezeichnungen?
A: Die Antwort auf diese Frage hängt mit der Antwort auf die Frage „Wieso haben Krane in den USA oder Japan scheinbar eine höhere Traglast?“ zusammen. Da Hersteller üblicherweise in ihren Typenzeichnungen die maximale Traglast des Kranes verwendet, werden die Typenbezeichnungen für den japanischen Markt an die veränderten Hublast-Angaben (siehe oben genannte Frage) anpaßt.
Um auf diese Sonderbezeichnung aufmerksam zu machen, tragen Liebherr-Krane zusätzlich ein „N“ (für „Nippon“) bzw. bei Demag ein „J“ für „Japan“ im Namen.
2. Zugmaschinen
F: 2.1 Was ist ein „Wandler“?
A: „Wandler“ ist die Kurzform für „Drehmoment-Wandler“. Dabei handelt es sich um ein Bauteil, das sehr häufig in Schwerlast-Zugmaschinen eingebaut wird. Dabei sind in einem geschlossenen Gehäuse zwei Räder mit Turbinenschaufeln eingebaut. Eines ist mit der Antriebswelle des Wandlers (diese ist meist mit dem Motor verbunden), das andere mit der Abtriebswelle verbunden (die meistens mit dem Schaltgetriebe verbunden ist). Das Gehäuse ist mit Öl gefüllt.
Der Wandler funktioniert nun wie folgt: Der Motor treibt das erste Turbinenrad an, welches das Öl in Bewegung versetzt. Das fließende Öl wiederrum treibt dann das zweite Turbinenrad an, welches dann die Antriebsleistung an den restlichen Antriebsstrang weitergibt. Das besondere dabei ist, daß abgangsseitig umso mehr Drehmoment erzeugt wird, je größer die Drehzahldifferenz der beiden Turbinenschaufeln ist (also zum Beispiel der Motor mit Vollgas dreht, während LKW und damit das zweite Turbinenrad noch stillsteht).
Auf diese Weise kann das Drehmoment bis zum ca. 2,5-fachen des Eingangswertes gestiegert werden. Dies ist natürlich sehr hilfreich beim Anfahren oder Rangieren unter Last.
Der Wandler hat allerdings nicht nur Vorteile, sondern auch einen Nachteil: Während des Betriebs erhitzt sich das Öl im Wandler sehr stark, weswegen ein separater Ölkühler nötig ist.
Außerdem greift man zu einem weiteren Trick: Da bei normaler Fahrt der Wandler-Effekt nicht benötigt wird, wird der meistens so gebaut, daß ein mechanisches Kupplungselement die an- und abtreibende Welle fest miteinander verbindet und somit den eigentlichen hydraulischen Wandler überbrückt.
Werden diese beiden Baugruppen (Wandler plus Überbrückungskupplung) noch zusätzlich mit einer herkömmlichen Schaltkupplung verbunden, so nennt man diese Einheit „Wandler-Schalt-Kupplung“, kurz WSK.
Aus der Sicht des Fahrers ist eine WSK nichts besonderes. Er hat ein normales Kupplungspedal, welches wie gewohnt die Schaltkupplung betätigt. Der Wandler erledigt seine Arbeit ohnehin von alleine und die Überbrückungskupplung wird von der Steuerelektronik automatisch betätigt.
3. Sonstiges
F: 3.1 Wo kann ich zu Modellbauzwecken den RAL-Farbcode einer bestimmten Firma bekommen?
A: Es gibt im Internet diverse Seiten, die sich mit dieser Frage beschäftigen und entsprechende Tabellen pflegen. Dazu gehören zum Beispiel: